Welches Wahlsystem haltet ihr für das beste?

Ich habe mich letztens mit verschiedenen Arten bzw. Systemen von demokratischen Wahlen beschäftigt, und war doch verwundert, wie breit hier das Spektrum ist.
Natürlich war mir bewusst, dass es maßgebliche Unterschiede gibt (zB USA vs. Österreich), aber alle Systeme kannte ich nicht.

Daher die Frage - welches System haltet ihr für das Beste? Und welches System hättet ihr gerne in Österreich?

Vorweg: Ich finde unser System relativ gut - in jedem Fall ist es besser als das US-System und ermöglicht eine bessere, genauere Repräsentation des Volkswillens.

Ich hab aber ein riesiges Problem damit, und das ist die systematische Benachteiligung von Kleinparteien gegenüber den Großparteien.
Das beginnt bei Aspekten wie den Wahlkampfkostenobergrenzen (7 Millionen € für die NR-Wahl 2017, 8,6 Millionen € für die heurige) und den marginalen Strafen für Überschreitungen (die ÖVP gab 2017 13 Millionen € bis zum Stichtag aus, die FPÖ 10,7 Millionen, die SPÖ 7,4 Millionen - die Strafe hier ist lediglich eine Zahlung von 10-20% des Überschreitungsbetrages).
Zum Vergleich: 2017 gab die Liste Pilz 300k € aus, die NEOS 1,8 Mio (bis zum Stichtag, in Summe warens dann wohl 2,6 Mio).

Jetzt stellen wir uns eine Welt vor, in der die Unterschieder deutlich geringer sind. Was, wenn jede Partei plötzlich maximal 2 Mio € für den Wahlkampf ausgeben darf und jede Überschreitung drakonisch bestraft wird? Plötzlich geht der Wahlkampf von Kleinparteien und Newcomern nicht mehr komplett zwischen "Euer Wille geschehe" Plakaten unter und es ist leichter, gehört zu werden.

Jetzt aber zum eigentlichen Wahlsystem:
Die Grenze von 4% halte ich für sinnvoll, da wir vermutlich chaotische Zustände und ein paar ganz fragwürdige Parteien im NR hätten, wenn wir alle mit 0,5% der Stimmen rein lassen würden.

Allerdings führt diese Grenze dazu, dass Kleinparteien selbst dann kaum Chancen haben, wenn sie prinzipiell das vorhandene Wählerpotential hätten.
Wieso? Leute mögen sich von der KPÖ, vom Wandel, von den Gelben oder MFG ja durchaus angesprochen fühlen und sie als legitime Wahl sehen.

Aber dann kommen Befragungen und Umfragen, und plötzlich sehens, dass die Parteien irgendwo bei 1, 2, 3% herumvegetieren. Und dann denken sich die Leute - verständlicherweise - "Na bevor meine Stimme ganz verloren geht, wähl ich halt lieber doch die SPÖ/Grünen statt KPÖ/Wandel bzw. die FPÖ statt den Gelben/MFG".

Und so werden die etablierten Parteien, die "sicher" einziehen, weiterhin gestützt, während Kleinparteien massiv benachteiligt werden.

Der andere Punkt ist der, dass einige Stimmen (und heuer erreichen wir da wohl einen Rekordwert von ~10%) tatsächlich verloren sind, weil sie an diese Parteien gehen, die jedoch im Endeffekt keine Repräsentation erhalten.

Aus diesen Gründen finde ich ein System, das dem Single Transferable Vote System ähnelt, extrem attraktiv.

Kurz zur Funktionsweise: Jeder Mensch hat prinzipiell eine Stimme, kann aber auch eine 2., 3., 4. Wahl erklären.
Erreicht seine erste Wahl die 4% Marke nicht, so geht die Stimme an seine 2. Wahl. Erreicht diese die 4% auch nicht, dann geht sie an seine 3. Wahl usw.

Man ist nicht verpflichtet, mehrere Optionen anzugeben, hat aber das Recht dazu. Einen oberen Cut-Off-Wert, wie es ihn glaube ich bisweilen gibt, würde ich hier nicht befürworten bzw. einführen.

In der Praxis schaut das dann so aus:

Eine Person gibt ihre Stimme für den Wandel ab, als 2. Wahl wird die KPÖ angegeben, als 3. Wahl die SPÖ.

Die Stimmen werden ausgezählt, der Wandel erreicht die 4% Hürde nicht. Die Stimme dieser Person wandert jetzt zur KPÖ. Diese erreicht die 4% Hürde und zieht somit in den NR ein.

In diesem System werden Personen nicht bestraft, wenn sie für kleine Parteien wählen, da ihre Stimme nicht verloren geht, wenn auch nur eine ihrer angegebenen Optionen in den NR einzieht. Dadurch entfällt auch der psychologische Zwang, für eine etablierte Partei zu wählen.

Das bedeutet gleichzeitig, dass kleinere Parteien sehr viel bessere Chancen haben, weil der Grund "die schaffens eh nicht, da wähl ich lieber wen anderen, damit meine Stimme zählt" wegfällt.
Die politische Vielfalt wird somit gefördert, man kann mit deutlich weniger polittaktischen Überlegungen tatsächlich die Partei wählen, die die eigenen Ansichten am besten vertritt und der Druck auf etablierte Parteien ist größer, weil sie sehr viel schneller Wähler verlieren können.

Der Nachteil ist, dass es sich um ein komplexeres Wahlsystem handelt, die Auszählungen würden deutlich länger dauern. Aber das würde ich für ein derartiges System gerne in Kauf nehmen.

Wie seht ihr das?